Wenn man ein Unternehmen gründen will, ist dies mit sehr viel Risiko und Unsicherheit verbunden.
Wird das Produkt oder die Dienstleistung vom Markt angenommen?
Gibt es ausreichend Interessenten?
Falls das Startup nicht erfolgreich ist, ist die massive Verschwendung von Zeit, Geld und Talent sehr frustrierend.
Dass mehr als 80% der gegründeten Startups scheitern, sorgt zusätzlich für ein mulmiges Gefühl, wenn man über Unternehmensgründung nachdenkt.
Probleme von Startups
Eric Ries, der als Begründer der Lean Startup Methode gilt, beschreibt in seinem Buch die typischen Herausforderungen mit denen Startups zu kämpfen haben.
Die praxiserprobten und unorthodoxen Methoden, die er in seinem eigenen Unternehmen (IMVU) erfolgreich angewendet hat, helfen diese Herausforderungen zu meistern.
Das Buch ist in drei Teile aufgeteilt: Vision, Steuerung und Beschleunigung.
Eric Ries geht zu Beginn auf grundsätzliche Probleme von Startups ein.
Zwei Gründe warum Startups aus seiner Sicht häufig scheitern sind:
- sie halten an traditionelle Managementaktivitäten und einem Businessplan fest
- sie nehmen eine "einfach drauflos" Haltung an
Wenn man ein Unternehmen gründen will, ist die traditionelle Herangehensweise schwierig, da es immer schwerer wird die Zukunft vorherzusehen.
D.h. man operiert in extremer Ungewissheit darüber, wer der Kunde ist und welche Anforderungen er tatsächlich hat.
Der zweite Grund resultiert aus der ersten Problem.
Wenn die Entrepreneure feststellen, dass das traditionelle Management versagt, folgern sie daraus, dass es sich um ein Führungsproblem handelt und versuchen blind drauflos zu rennen.
Allerdings funktioniert dies ebenfalls nicht, da es trotzdem einer Lenkung bedarf.
Lean Startup Vorgehen
Die Vorgehensweisen beim Lean Startup sind durch die Lean-Manufactoring-Revolution inspiriert.
Diese wurde bei Toyota von Taiichi Ono und Shigeo Shingo entwickelt.
Die wichtigsten Punkte sind:
- Nutzbarmachung von Wissen
- Eigenverantwortung
- verringerte Losgrößen
- Just in Time Produktion
- verringerte Durchlaufzeiten
Bei Lean Startup geht es im Grunde darum, dem Kunden möglichst schnell ein minimales, funktionsfähiges Produkt oder Produktversion (MVP = Minimal Viable Product) zur Verfügung zu stellen.
Entscheiden ist nun, das Feedback der Kunden (Early Adopters) einzuholen.
Die gewünschten Änderungen werden möglichst schnell in der nächsten Produktversion umgesetzt.
Eric Ries bezeichnet dieses Prozedere als validiertes Lernen.
Der große Vorteil ist, das man relativ schnell (und bevor man lange Zeit etwas an der Kundenanforderung vorbei entwickelt) validiert, dass man auf dem richtigen Weg ist.
Durch die beschriebene "Bauen-Messen-Lernen Feedbackschleife" bekommt man kontinuierliche Hinweise darauf hat, welche Produktmerkmale ausschlaggebend für den Erfolg sind.
Die Qualität eines MVP ist nicht entscheidend. Wichtiger ist herauszufinden welche Merkmale und Eigenschaften dem Kunden wichtig sind.
Erfolgsgeschichten
Wie hilfreich das frühe Bereitstellen eine neuen Funktion ist, erklärt Eric Ries unter anderem mit einer Geschichte aus seinem Unternehmen IMVU:
Bei IMVU handelt es sich um eine soziales Netzwerk bei dem man sich einen Avatar erstellen und mit anderen Nutzern interagieren kann.
In den frühen Tagen der Seite standen sein Team und er vor einer technischen Herausforderung.
Es war klar, dass die Benutzer ihre Avatare in der virtuellen Welt (Webanwendung) von einem Ort an den anderen bewegen müssen.
Die Bewegung der Avatare (Animation der einzelnen Schritte usw) hätte einen sehr hohen Entwicklungsaufwand bedeutet.
Sie entschlossen sich nach dem MVP Gedanken die Bewegungsfunktion, im ersten Schritt minimal aber für den Kunden nutzbar zu realisieren.
Sobald der Benutzer den Zielpunkt für seinen Avatar bestimmt hatte, verschwindet der Avatar an seiner aktuellen Position und taucht am Zielpunkt wieder auf.
Da bei aktuellen Computerspielen eine einwandfreie Bewegung von Spielern selbstverständlich ist, hat das Team mit einem negativen Feedback für die Funktion gerechnet.
Nachdem man schlechten Gewissens die Kunden fragte was sie von der neuen Version halten, kam jedoch die Rückmeldung das besonders die neue "Teleportations-Funktion" der Avatare total cool und futuristisch sei.
Ein weiterer interessanter Punkt, auf den Eric Ries eingeht, ist der One-Piece-Flow (Mitarbeitergebundener Arbeitsfluss).
Dieser wird mit einer Geschichte aus dem Buch Lean Thinking von James P. Womack verdeutlicht.
Der Autor saß mit seinen Kindern zusammen und musste mehrere Briefe für den Versand vorbereiten.
Er hat die Briefe nacheinander am Stück fertig gemacht (Brief in Umschlag, zukleben, Briefmarke drauf ...)
Seine Kinder wollten nach dem Massenproduktions Prinzip vorgehen und erst alle Briefe in die Umschläge stecken, dann alle Briefmarken drauf usw.
Dieses Vorgehen scheint intuitiv das effizientere zu sein.
Der Vater war allerdings weiterhin der Meinung, dass er mit seinem Vorgehen schneller ist.
Daher haben sie die Briefe, Umschläge und Briefmarken aufgeteilt um zu sehen wer mit seiner Hälfte zuerst fertig ist.
Womack war deutlich eher fertig und dies lag nicht daran, dass er als Erwachsener schneller war als die Kinder.
Die bessere Performance der Single oder One-Piece-Flow wurde auch in anderen Studien nachgewiesen.
In diesem Video kann man den direkten Vergleich mit Zeitmessung sehen.
Natürlich lässt sich diese Erfahrung ebenso auf andere Bereiche, wie beispielsweise Softwareentwicklung übertragen.
Fazit
Wenn du ein Unternehmen gründen willst, wirst du in diesem Klassiker der Startup Szene einige wertvolle Tipps finden.
Die vielen Erfolgsgeschichten aus dem Berufsleben des Autors als auch aus anderen Unternehmen sprechen für die Praxistauglichkeit und Wirksamkeit der Lean Startup Methoden.
Die vorgestellte Methoden werden dir helfen viele Risiken beim Gründen eines Startups zu minimieren.
Natürlich lassen sich die Erkenntnisse auch auf Produkt Launches, digitale Infoprodukte oder Ähnliches anwenden.